50 Jahre Partnerschaft mit Cerisy-la-Forêt

Wenn wir uns aktuell in Europa und der Welt umschauen, dann entdecken wir allenthalben Krieg, in der Ukraine, aktuell in Israel, im Sudan, in Syrien kriegsähnliche Zustände in Libyen und in den Ländern unterhalb der Sahara wie Mali, Tschad, Niger oder Burkina Faso. Offensichtlich gibt es immer noch Menschen, die „Krieg als Mittel der Politik“ noch für ein geeignetes Mittel halten, eigene Ziele zu erreichen. In Europa hatten wir geglaubt, dass dies nach der Urkatastrophe des 2. Weltkrieges ein für alle Mal vorbei sei. Offenbar ein Irrtum. Es ist immer noch leicht, Gräben zwischen Völkern zu reißen und zu vertiefen.

Gräben zuzuschütten, das ist allerdings eine schwierige und langfristige Angelegenheit. So hat es 18 Jahre gedauert, bis Frankreich und Deutschland sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges angenähert haben. Mit dem Elysee-Vertrag von 1963 wurde durch General de Gaulle ein ungewöhnlicher Weg beschritten, nämlich der der Verständigung und Versöhnung. Dazu gehörte auch die Gründung des deutsch-französischen Jugendwerkes. Mit dessen Hilfe führte Pastor Ewald Epke zu Beginn der 70 Jahre des letzten Jahrhunderts insgesamt 4 Fahrten mit Jugendlichen nach Frankreich durch. Einige Male wurde auch schon Cerisy-la-Forêt besucht. Ein Kontakt dorthin hatte sich über den ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Julien Flaux aus Cerisy-la-Forêt ergeben. Dieser war während des Krieges als Kriegsgefangener auf dem Hof des späteren Landrats des Kreises Büren, Heinrich Wilper, zwangsverpflichtet. Seine Erfahrungen auf diesem Hof hatten ihn aber dazu bewogen, auch auf Dorfebene zu versuchen, Kontakte zwischen Deutschen und Franzosen zu knüpfen. Pastor Epke erfuhr von diesem Wunsch und damit hatten sich zwei Männer gefunden, die diese Idee in ihren Dörfern vorantrieben So konnte Pastor Epke den damaligen Bürgermeister der noch selbständigen Gemeinde Scharmede, Willi Wiehmeier, davon überzeugen, bei einem Besuch am 10.10.1973 eine Partnerschaftsurkunde zu unterzeichnen. Gleichsam der Beginn einer Partnerschaft mit jährlichen Besuchen von Anfang an bis heute, mit einer Pause in der Zeit der Corona-Pandemie.  Johannes Straßner aus Scharmede und Francis Levavasseur aus Cerisy-la-Forêt gelang es, diesen Vertrag mit Leben zu füllen und Kontakte zwischen den Menschen hier und dort zu knüpfen und zu festigen.

Beim Besuch der Scharmeder in diesem Sommer in Cerisy-la-Forêt wurde vielfach betont, dass es auch heute noch erforderlich sei, sich für Frieden und Verständigung einzusetzen. So wurde als besonderes Zeichen ein Baum der Hoffnung gepflanzt, an dem Straßenschild, welches die „Avenue de Scharmede“ kennzeichnet, wurde ein Zusatztafel eingeweiht und bei einem Festgottesdienst hat man sich der gemeinsamen Ziele vergewissert und dazu um Gottes Hilfe gebetet.

Man kann sagen, dass die Partnerschaft auch nach 50 Jahren nichts von ihrer Bedeutung verloren hat, und dass dieses Friedensprojekt auch in Zukunft noch gepflegt werden muss.

Vertragsunterzeichnung am 10.10.1973

Pflanzen eines Baumes der Hoffnung

Hinweisschild an der Av. de Scharmede